Überfordert das Innovationstempo die Unternehmen?

Die IT-Branche zeichnet sich durch ein konstant hohes Innovationstempo aus. Beispiele aus den letzten Jahren sind „die Cloud“ und die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI). Ein weiteres Beispiel ist das Internet of Things (IoT), welches heutzutage die Vernetzung aller Arten von Geräten ermöglicht. Und nicht zu vergessen die aktuell rasante Verbreitung von KI-Anwendungen wie ChatGPT.
Eine naheliegende Annahme ist, dass diese Technologiesprünge die Produktivität in den Volkswirtschaften wesentlich erhöht. Jedoch ist dies nicht der Fall. Dies stellt beispielsweise das Institut der Deutschen Wirtschaft fest: „Trotz der breit angelegten Digitalisierung sind die Produktivitätsfortschritte in Deutschland in den letzten Jahren erheblich niedriger als in den vorhergehenden Dekaden.“ 1) Wie passt dies zusammen? Wir können hier keine wissenschaftliche Analyse zur Produktivität in der deutschen Wirtschaft vorzulegen. Stattdessen teilen wir eine Beobachtung. Sie bezieht sich auf das Beispiel „der Cloud“, die unseres Erachtens zu dem genannten Effekt beiträgt.

Viele Unternehmen nutzen bereits cloudbasierte Anwendungen. Unsere Darstellung der Transformation in die Cloud  (s. unser Whitepaper) hat bei manchem Berater, mit dem wir dies diskutiert haben, den Kommentar hervorgerufen, dass dies ein „alter Hut“ sei und kein wesentliches Interesse mehr hervorrufen würde. Die alljährlich erscheinende Studie „Rechenzentren in Deutschland – Aktuelle Marktentwicklungen“ 2) belegt jedoch, dass viele Unternehmen noch auf dem Weg zur „Cloud“ sind. Wir meinen, dass dies auch dauerhaft so bleiben wird. Die ständige technologische Weiterentwicklung wird dazu führen, dass Transformation ein Dauerzustand bleiben wird. Und Artikel wie So will SAP zögernde Kunden von der Cloud überzeugen zeigen auch, dass die einzelnen Schritte auf diesem Weg vielleicht doch nicht gar so schnell gehen.  

 


Dies zeigt nach unserer Ansicht, dass es den Unternehmen oft schwerfällt, die technologischen Entwicklungen zügig und auch nützlich im Unternehmensalltag umzusetzen. Und unmittelbar nach dem erfolgreichen Abschluss eines Projekts empfehlen die IT-Anbieter vielfach bereits mindestens die nächsten beiden Projekte. Die tatsächliche Realisierung von Produktivitätsfortschritten bleibt dann vielfach auf der Strecke. Und dies lässt die Schlussfolgerung in der Überschrift zu, dass das Innovationstempo viele Unternehmen bei der Nutzung überfordert. Wir glauben nicht, dass dies an generell fehlenden Fähigkeiten zur Umsetzung von Projekten liegt. Somit gilt es, geeignete Wege zu finden, mit dem „Innovations-Overflow“ geschickt umzugehen. Dabei sind Sie unseres Erachtens gut beraten, den Verlockungen des „allerneuesten IT-Hypes“ mitunter zu widerstehen. Richten Sie das Augenmerk stattdessen darauf, echten Nutzen aus Ihrer Implementierung zu ziehen. Auch wenn dies eine Phase der schrittweisen Verbesserung braucht. Oder plakativ: Lassen Sie sich nicht drängen! Und haben Sie den Mut, die dicken Bretter zu bohren!

Erkenntnis zum Mitnehmen: Der nutzenstiftende Einsatz von Innovationen erfordert oft einen langen Atem. (rs)

1) Michael Grömling, Produktivitätseffekte der Kapitalbildung in Deutschland, IW-Trends Nr. 2, 9. Mai 2022 

2) Studie „Rechenzentren in Deutschland“, 2024, des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom)

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