Nimmt Ihnen „die Cloud“ die leidige IT-Arbeit ab?

Wir nehmen weiterhin die Versprechen der Cloud-Anbieter unter die Lupe. Eines lautet, dass Cloud-Nutzer sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Sie könnten ihre IT-Aufwände reduzieren, womöglich bräuchten sie gar keinen eigenen IT-Betrieb mehr. Auch diesmal geben wir die Antwort gleich vorweg, genau gesagt: Drei Antworten!

Antwort 1: Wenn wir die Argumente betrachten, treffen sie zu … und auch wieder nicht.

Antwort 2: Das Versprechen geht für Unternehmen meist komplett an der Wirklichkeit vorbei.

Antwort 3, vor allem für Loriot-Freund:innen: „Da regt mich ja schon die Frage auf!“

Aber eins nach dem anderen.

Warum Cloud-Nutzer IT-Aufwände zwar nicht loswerden, aber reduzieren können

  • Wenn Sie Infrastructure as a Service (IaaS) oder Platform as a Service (PaaS) nutzen, können Sie Ihre eigene Hardware reduzieren oder ganz abbauen. Dann brauchen Sie weniger oder gar kein IT-Personal, das sich darum kümmert. Um den Rechenzentrumsbetrieb mit (Rechen-)Kapazitätsmanagement, Software-Updates, Sicherheitspatches und weiteren Systempflege-Tätigkeiten kümmert sich der Cloud-Anbieter. Anwendungsentwicklung und -betrieb bleiben in diesem Fall bestehen und in Ihrer Hand.
  • Wenn Sie Software as a Service (SaaS) nutzen, also vorgefertigte Anwendungen aus der Cloud, brauchen Sie keine Anwendungsentwicklung. Der Cloud-Anbieter stellt Ihnen eine Anwendung zur Verfügung, die übliche Anforderungen gut abdeckt.

Wenn Sie Cloud-Services nutzen, reduzieren sich Ihre IT-Aufwände. Das verhält sich genauso, wie wenn Sie Ihre Produktion auslagern oder die Entgeltabrechnung einem Service-Anbieter anvertrauen: Die konkreten Tätigkeiten fallen bei Ihnen weg. Stattdessen brauchen Sie eine kleine neue Funktion, um die Serviceerbringung durch die Anbieter zu managen. (Am Rande angemerkt: Anfangs dachten Firmen oft, dass die Personen, die den Service einkaufen, ihn auch gleich managen können. Auf Neudeutsch: sie verwechselten Vendor Management mit Service Management. Meist merkten sie schnell, dass das nicht gut funktionierte – weil es einfach zwei verschiedene Dinge sind.)

Es stimmt also: Sie können IT-Aufwände nicht komplett einsparen, aber reduzieren. Die Natur der Aufgaben, die im Unternehmen bleiben, ändert sich: statt Entwicklung und/oder Betrieb steht nun Service Management im Vordergrund.

Warum das Versprechen, der Einsatz von Cloud-Services könne IT-Aufwände reduzieren, meist komplett an der Unternehmenswirklichkeit vorbeigeht

Wenn Sie Cloud-Services nutzen, werden diese integraler Bestandteil Ihrer Unternehmens-IT-Landschaft. „Integraler Bestandteil“ meint fast immer integrierter Bestandteil, weil Schnittstellen zwischen den verschiedenen Anwendungen entstehen. Typischerweise geht es um verschiedene Services von mehreren Anbietern. Gerade bei größeren Unternehmen kommen nicht gleich alle IT-Services “aus der Cloud”. Oder Sie landen vielleicht direkt in einer Multi-Cloud-Umgebung. Dann brauchen Sie jemanden, der sich darum kümmert, dass alle Services reibungslos miteinander funktionieren. Zumal eine Sache dazukommt, die Sie ohne Cloud-Services weniger spürten: der Veränderungsdruck. Auch früher war es notwendig, Ihre Software regelmäßig zu aktualisieren. Sie hatten aber den Zeitpunkt stärker selbst in der Hand. Die Cloud-Anbieter verändern und verbessern ihre Services ständig – so dass Sie nun jemanden brauchen, der die Veränderungen regelmäßig anschaut und für Ihr Unternehmen bewertet. Das fühlt sich schon mal wie Zusatzaufwand an …

Größere Unternehmen mit einer bestehenden IT-Landschaft brauchen also Menschen, die diese Landschaft verstehen. Die in dieser meist komplexen und sich täglich ändernden Landschaft den Überblick behalten. Die dafür sorgen, dass alles im Zusammenspiel funktioniert. Das sind eben nicht die Cloud-Anbieter, sondern Ihre eigenen Experten und Expertinnen. Nicht unbedingt dieselben wie beim Selbermachen, aber dennoch IT-Fachleute – mit viel Wissen über Ihre Geschäftsprozesse.

Abschließend kommen wir zur dritten Antwort und erklären, warum uns die schon die Frage aufregt:

Warum „Nimmt Ihnen ‚die Cloud‘ die leidige IT-Arbeit ab?“ die ‚falsche‘ Frage ist

IT ist in unseren Augen alles andere als eine „leidige“ Arbeit. Gut funktionierende IT zur Unterstützung gut funktionierender Prozesse war schon immer ein Erfolgsfaktor. Oft trägt IT dazu bei, das Prozessdesign zu verbessern. IT ermöglicht manches, was ohne Automatisierung nicht möglich ist. Vorausgesetzt, Sie gehen mit Sinn und Verstand an die Sache heran. Wenn IT und Business einander gut verstehen, tragen sie gemeinsam stark zum Erfolg Ihres Unternehmens bei. Warum sollten Sie eine solche Tätigkeit überhaupt loswerden wollen?

In Zeiten der Digitalisierung wird die Frage „immer falscher“. Denn durch das Digitalisieren wird die IT stärker zu einer Kernkompetenz, sie wird Bestandteil Ihres Kerngeschäfts, vielleicht sogar ihrer Produkte (siehe auch unser Artikel „Wie ‚die Cloud‘ die Digitalisierung voranbringt“). Wenn Sie sich auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren möchten, ist die IT spätestens jetzt bei Ihnen mit im Fokus.

Erkenntnisse zum Mitnehmen:

  • Die Cloud ermöglicht es Ihnen, IT-Aufwände zu reduzieren und das benötigte Skillset von Entwicklung und Betrieb zu IT-Architektur und Service Management zu verschieben.
  • Je mehr Sie digitalisieren, umso mehr wird IT von einer Supportfunktion zu einem Bestandteil Ihres Kerngeschäfts. (cdf)

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