
So lautet heute die Leitfrage für einen Artikel aus unserer Serie, in der wir die Versprechen der Cloud-Anbieter unter die Lupe nehmen. Lassen Sie mich die Antwort gleich vorwegnehmen:
Ja.
Und nein.
Warum ja? Cloud Services haben zwei Merkmale, die Controllerherzen höher schlagen lassen:
- Skalierungseffekte zur Senkung der Stückkosten. Die Anbieter von Cloud Services betreiben sehr große Rechenzentren und optimieren diese ständig. Der Effekt ist klar: Die Kosten für eine bestimmte Rechenleistung sind niedriger, als wenn Sie diese in ihrem eigenen „kleinen“ Unternehmensrechenzentrum (RZ) erbringen. (Das gilt selbst bei größeren Unternehmen, denn im Vergleich zu Cloud-Rechenzentren ist das eigene RZ immer „klein“. Je größer und optimierter das eigene RZ, umso kleiner wird das Einsparpotential durch Nutzung von Cloud-Rechenkapazität.)
- Variabilisierung von Fixkosten. In „der Cloud“ bezahlen Sie nur, was Sie auch nutzen. Das bedeutet, dass Sie keine großen Mengen von Kapital in ein eigenes Rechenzentrum stecken müssen. Sie betreiben schon eins? Auch dann können Sie Kapazitätserweiterungen durch den Einsatz von Cloud Services flexibilisieren und brauchen keine neuen Investitionshürden zu überspringen. (Eine kleine Warnung soll hier nicht unerwähnt bleiben: Verträge mit Cloud-Anbietern setzen oft vertragliche Schranken vor die [technisch einfache] Reduktion von Services. Aber das ist einen eigenen Artikel wert.)
Wir halten fest: Die Cloud-Anbieter halten, was sie versprechen. Warum ist das nur die halbe Wahrheit? In unseren Augen gibt es folgende Gründe, warum Cloud Services doch nicht zu dauerhaft sinkenden IT-Kosten im Unternehmen führen:
- Preissteigerungen im Zeitablauf. Die Kosten pro Einheit sind niedrig und werden wahrscheinlich noch weiter sinken. Der Einspareffekt durch Skalierung tritt im Moment der Umstellung vom eigenen Rechenzentrum auf. (Einmalkosten für das Umstellungsprojekt betrachten wir gerade nicht). Wenn Sie danach den Scope konstant halten, können Sie noch eine Weile von den niedrigeren Kosten profitieren. Auf Dauer werden Ihre Kosten dennoch steigen. Denn die Cloud-Anbieter verbessern, erweitern und gestalten ihre Services in einer Weise, die Preiserhöhungen rechtfertigt. Am Ende sind das Unternehmen wie andere auch: sie wollen ihre Umsätze und Gewinne steigern.
- Volumensteigerung. Seien wir ehrlich: Meist geht es darum, „mehr“ zu machen, Zusatzanforderungen abzudecken, neue Felder zu erschließen. Dann überkompensiert die verstärkte Nutzung bald die niedrigeren Kosten pro Einheit.
- Mehr Funktionalität. Das charmante Angebot, nur zu bezahlen, was Sie nutzen, stellt oft auch viele kleine Fallen. Sie kennen das von Smartphone-Apps: Die Basisversion ist zwar kostenlos, aber wenig komfortabel oder mit nervigen Werbeblocks oder heftigen Funktionseinschränkungen behaftet. In-App-Käufe lösen diese Probleme (hoffentlich :-)) – und am Ende zahlen Sie meist monatlich einen Preis, der Ihnen (hoffentlich :-)) für die Funktionalität gerechtfertigt erscheint. Bei Unternehmensanwendungen geht es genauso. Sie möchten bestimmte Zusatzfunktionen nutzen, die in Ihren Augen gar nicht zusätzlich sind, sondern den eigentlichen Kern der Anwendung ausmachen? Kein Problem – sie kosten nur zusätzliches Geld.
- Preisgestaltung. Achten Sie auch darauf, welche Parameter den Preis der Cloud Services bestimmen. Es gibt zum Beispiel Vertragsmodelle, bei denen der Umsatz des Kundenunternehmens den Preis (mit-)bestimmt. Gerade bei SaaS-Lösungen (Software as a Service) kann es dann passieren, dass die Rechnung unerwartet hoch ausfällt. Um im Beispiel zu bleiben: Wenn sich Ihr Umsatz erhöht, zahlen Sie auch bei gleichbleibender Nutzung mehr.
- Teurer Müll. Last but not least: „Die Cloud” macht es bekanntlich sehr einfach, sich Services „zusammenzuklicken“. Wie im richtigen Leben ist aber Aufräumen anstrengend und wenig attraktiv. Da gilt es aufzupassen, dass Sie nicht für zu viele Relikte von Testumgebungen, Experimenten oder Datenablagen zahlen. Diese haben meist gar keinen Wert mehr, sondern erzeugen nur noch Kosten. Wenn Sie zahlen, was Sie nutzen, ist Aufräum-Disziplin eine besonders hilfreiche Tugend. Denken Sie nur daran, dass Sie auch fürs Aufräumen Ressourcen benötigen.
Es gibt also viele Gründe, warum Cloud Services Ihre IT-Kosten nicht dauerhaft senken. Viele Tätigkeiten nehmen Ihnen die Cloud-Anbieter ab – Ihr IT-Kostenmanagement gehört nicht dazu. Ihre Ansatzpunkte sind Vertragsgestaltung und Volumenmanagement.
Erkenntnis zum Mitnehmen: Durch den Einsatz von Cloud Services können Sie im günstigen Fall Ihre IT-Kosten senken. Die Einspareffekte sind aber meist temporär. Vorausschauende Vertragsgestaltung und konsequentes Volumenmanagement sorgen dafür, dass die Kosten für die Cloud Services nicht aus dem Ruder laufen. (cdf)
